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Bürger bewerten Gesundheitssystem noch als sehr gut

Das Institut für Demoskopie Allensbach hat vom 10. Januar bis 10. Februar 2014 Befragungen zum Gesundheitssystem und zur Gesundheitsversorgung in Deutschland durchgeführt. Insgesamt wurden 2.628 Personen befragt, darunter 540 Ärzte. Die Ergebnisse der Umfrage wurden jetzt im MLP Gesundheitsreport* präsentiert.

79 Prozent der Bürger und 90 Prozent der Ärzte bezeichnen die Leistungsfähigkeit des deutschen Gesundheitssystems und die Qualität der Gesundheitsversorgung grundsätzlich als sehr gut. Doch vor allem die befragten Ärzte sehen die künftige Entwicklung der Gesundheitsversorgung skeptisch. Nach ihren Erwartungen für die nächsten 10 Jahre befragt, meinen

  • 84 %, dass es schwieriger wird, alle medizinischen Leistungen zu verordnen,
  • 78 %, dass Ärzte weniger Zeit für ihre Patienten haben,
  • 75 %, dass es immer mehr zu einer Zwei-Klassen-Medizin kommen wird,
  • 70 %, dass Maschinen bei der Gesundheitsversorgung eine immer größere Rolle spielen werden,
  • 70 %, dass die Gesundheitsversorgung auf dem heutigen Niveau nicht mehr für alle gewährleistet ist und
  • 60 %, dass die Krankenkassen nur noch die Kosten für eine medizinische Grundversorgung übernehmen werden.

Auch die Bürger wurden nach ihren Erwartungen für die nächsten 10 Jahre befragt. Sie rechnen vor allem mit zunehmenden Kosten und Leistungskürzungen:

  • 74 % befürchten steigende Krankenkassenbeiträge.
  • 69 % befürchten ein Anwachsen der Zwei-Klassen-Medizin.
  • 63 % meinen, dass die Krankenkassen nur noch die Kosten für die medizinische Grundversorgung übernehmen.
  • 61 % meinen, dass Ärzte weniger Zeit für sie haben werden.
  • 57 % befürchten, dass bestimmte Behandlungen aus Kostengründen gar nicht mehr durchgeführt werden.
  • 46 % sind der Meinung, dass es wirksamere Medikamente geben wird.
  • 44 % meinen, dass die Krankenkassen gesundheitsbewusstes Verhalten belohnen werden.
  • 40 % befürchten, dass das Menschliche bei der Gesundheitsversorgung zu kurz kommen wird, weil immer mehr Maschinen zum Einsatz kommen.
  • 23 % meinen, dass das Gesundheitssystem ähnlich leistungsfähig sein wird wie heute.

Wartezeit auf Facharzttermine zu lang

Anlass zur Klage gibt weiterhin die lange Wartezeit auf einen Termin beim Facharzt. Abhilfe soll hier die Einrichtung einer zentralen Terminvergabestelle schaffen. Diese Stelle übernimmt die Suche nach einem freien Termin beim gewünschten Facharzt. Findet sich kein freier Termin innerhalb von vier Wochen, wird dem Patienten ein Termin im Krankenhaus angeboten.

Die Ansicht über die Einrichtung einer solchen zentralen Terminvergabestelle ist geteilt. 45 Prozent der Bevölkerung finden diese Maßnahme gut, die Ärzte lehnen das Modell größtenteils ab. Gerade Krankenhausärzte sehen kaum Kapazitäten für eine zusätzliche ambulante Versorgung. Ärzte und Pflegepersonal würden dadurch extrem überbelastet.

Berücksichtigt werden muss in diesem Zusammenhang auch die Tatsache, dass die freie Arztwahl in der Bevölkerung nach wie vor einen hohen Stellenwert hat. Für 67 Prozent ist sie sehr wichtig, für weitere 27 Prozent wichtig. Mit der zentralen Terminvergabestelle wäre die freie Arztwahl nur sehr eingeschränkt oder gar nicht gegeben.

Auch auf die Frage, ob Arzttermine zeitnah (innerhalb 4 Wochen) zustande kommen, finden sich bei Bevölkerung und Ärzten unterschiedliche Meinungen. Während 88 Prozent der niedergelassenen Ärzte meinen, dass Termine in der Regel innerhalb von vier Wochen vergeben werden, klagen 38 Prozent der gesetzlich Krankenversicherten und 15 Prozent der Privatversicherten über längere Wartezeiten. Das sei auch nicht nur einmal, sondern mehrmals vorgekommen. Gründe für lange Wartezeiten im Wartezimmer trotz Termins sehen 49 Prozent der Bevölkerung auch in Defiziten in der Praxisorganisation.

Hier weitere Kernaussagen des MLP Gesundheitsreports 2014:

  • 38 % der Bevölkerung hatten den Eindruck, dass ihnen bestimmte Behandlungen oder Medikamente aus Kostengründen vorenthalten wurden.
  • 12 % der Ärzte gaben an, dass sie Behandlungen aus Kostengründen verschieben mussten. 6 % mussten auf die Behandlung sogar ganz verzichten.
  • 77 % der Ärzte sehen ihre Therapiefreiheit als Arzt durch den hohen Druck im Gesundheitswesen in Frage gestellt.
  • 68 % der Ärzte beurteilen trotz des Kostendrucks die Qualität der Versorgung an deutschen Krankenhäusern als gut, 15 % als sehr gut.

Krankenhäuser schlagen Alarm

Sorgen gibt es sowohl bei der Bevölkerung als auch bei den Ärzten über die wirtschaftliche Entwicklung der Krankenhäuser. Lesen Sie dazu mehr im Artikel "Krankenhäuser schlagen Alarm".

Quelle: *MLP Gesundheitsreport 2014 (Die repräsentative Studie wurde vom Institut für Demoskopie Allensbach im Auftrag des Finanz- und Vermögensberaters MLP erstellt.)

Redaktion e|pat|in®


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